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Baumschnitt

Lieber Obstbaumbesitzer!


Bevor Sie mit der Säge in den Garten gehen, stellen Sie sich eine einfache Frage:


Was soll der Schnitt bewirken?


Wenn der Baum noch klein ist.


Der Pflanzschnitt


Den Pflanzschnitt machen in der Regel wir für Sie. Dennoch kann es ja nicht schaden zu wissen, warum er gemacht wird.


Der Pflanzschnitt ist bei Wurzelware zwingend notwendig. Da die Pflanze auf dem Feld beim Roden einen Teil ihrer Wurzeln verloren hat, muss zur Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichtes zwischen Wurzel und Krone, diese ebenso geschnitten werden.


Der junge Baum hat oftmals mehr als fünf Leittriebe (Äste). Von diesen Leittrieben rundherum werden drei bis vier kräftige ausgewählt und mit einer scharfen Rosenschere über einer nach außen zeigenden Knospe (Auge) in möglichst gleicher Höhe abgeschnitten. Wir Gärtner nennen dieses Gleichgewicht die Saftwaage. Dabei können je nach Wüchsigkeit des Baumes (hier ist also die Art der Veredelungsunterlage zu beachten) ein Drittel bis die Hälfte der Länge der Leitäste abgeschnitten werden. Den Mittelast, also die Stammverlängerung (Terminaltrieb), schneiden wir so an, dass ca. 20 cm höher steht als die Leitäste. Alle übrigen Äste werden entfernt.


Im Topf gezogene Jungbäume bedürfen auch ebenso eines Pflanzschnittes, wenn auch hier nicht so sehr auf das grundlegende Gleichgewicht von Krone und Wurzel zu achten ist, da die Wurzel in ihrem Wachstum nicht gestört wurde. Dennoch ist auch hier, wie oben beschrieben, die Basis für eine optimale Kronenentwicklung anzulegen. Es werden nur überzählige zu kräftige, zu steil stehende, nach innen oder nach unten wachsende Peitschentriebe entfernt und die Leitäste in eine Saftwaage gebracht. Zur Fixierung der Leittriebe im optimalen 45 ° Winkel, empfehlen wir das Herunterbinden der Jungtriebe. (Abb.6)



Abb. 6 Herunterbinden der Leittriebe


Der Pflanzschnitt ist meist der radikalste Schnitt, den ein Obstbaum zu erdulden hat, aber er ist für eine optimale Kronenbildung unerlässlich. Falls Ihre Jungpflanze also noch nie geschnitten wurde - nur Mut!


Der Erziehungsschnitt


Hier sind Sie gefragt!


In der Jugendphase, das ist die Zeit von der Pflanzung bis zum Ertragsbeginn, wird für einen günstigen Grundaufbau der Baumkrone gesorgt. Drei bis vier Leitäste sollten gleichmäßig um den Stamm (Terminaltrieb) verteilt sein und nicht zu steil anstehen, da sie sonst später, wenn der Baum in den Ertrag geht, durch das Fruchtgewicht ausbrechen könnten. Auch ein zu flacher Kronenaufbau ist ungünstig, da dann die Krone stark in die Breit wachsen würde und wiederum die Gefahr des Astbruches zu groß wird. Ideal ist ein Ast-Abgangswinkel von etwa 45°. Bei zu flacher, fast waagrechter Aststellung lässt das Triebwachstum später fast ganz nach. Ein lockerer Kronenaufbau, bei dem Blätter und Triebe rasch abtrocknen, ist der beste Schutz gegen Pilzkrankheiten.


Spezielle Erziehungsschnitte finden Sie unter: Spalierobst und Spindelobst


Wenn der Baum zu groß wird.


Der Reduktionsschnitt


Hier ist ein so genannter Reduktionsschnitt angebracht. Dieser Schnitt wird in der Wachstumsperiode, also im Frühjahr oder Sommer vollzogen. Der genau richtige Termin ist von der Obstart abhängig.


Für Kernobst wie Apfel und Birne gilt: Im Juni, vor dem Johannistrieb, und im August sind gute Termine für den Reduktionsschnitt von Kernobst. Den Fruchtansatz vor Augen, werden im Juni nur die Triebe an der Basis abgeschnitten, die keine oder wenig Früchte tragen und in die Krone hineinwachsen oder andere Äste kreuzen. Zu lange Triebe kürzt man derart ein, dass der von der Wurzel aufsteigende Saftstrom auf einen nach außen wachsenden Ast umgeleitet wird. (Abb. 7) So wird ein strubbeliger Neuaustrieb an der Schnittstelle vermieden. Eventuell ungewollt gebildete Äste werden dann im August komplett entfernt.



Abb. 7 Ableiten auf einen nebenstehenden Ast


Zu Abb. 7



  1. Zapfen des ersten Kronenanschnittes

  2. Schnitt an der Astbasis

  3. Ableiten auf einen waagerecht nach Außen wachsenden Ast


Vorteile des Sommerschnitts:


Es werden keine Blütenzweige ungewollt entfernt. Die Wunden verheilen rasch. Die Pflanze kann das entnommene Holz in diesem Jahr nicht mehr nachbilden (Reduktion).


Auch Steinobst wie Süß- und Sauerkirsche oder Pflaumen werden in der Sommerzeit geschnitten. Hier verlagert sich der Schnitt-Termin sortenabhängig auf die Zeit gleich nach der Ernte.


Süßkirschen brauchen in der Regel keinen Schnitt (Ausnahme Veredelungen auf schwach wachsender Unterlage). Pflaumen und ihre Verwandten brauchen seltener einen Auslichtungsschnitt und im Alter einen Verjüngungsschnitt.


Sauerkirschen dagegen benötigen, ähnlich wie Pfirsiche, einen regelmäßigen Rückschnitt, denn sie blühen nur am 1-jährigen Holz. Wenn kein Rückschnitt erfolgt, verlagert sich die Ertragszone von Jahr zu Jahr mehr nach außen. Der Baum wächst und die Früchte hängen jedes Jahr etwas höher. Im Inneren der Krone dagegen ist kein Ertrag zu erwarten. Damit die leckeren Früchte in erreichbarer Höhe verbleiben, wird nach der Ernte ein Teil der abgeernteten Zweige um ca. ⅓, eventuell auch bis zur Hälfte, zurück geschnitten. Dabei zeigt die oberste verbleibende Knospe nach außen, oder man leitet auf einen kleineren Nebenast ab. (Abb. 7) Der Schnitt wird ca. 5 mm oberhalb dieser Knospe leicht schräg ausgeführt. (Abb. 8)



Abb. 8 Der richtige Schnittansatz



  1. Schnittführung,

  2. Knospen


Ein Teil der alten Zweige verbleibt am Baum um die natürliche Form aufrecht zu erhalten. Diese können dann im folgenden Jahr zurück geschnitten werden. So kann man Sauerkirschen und Pfirsiche über viele Jahre klein halten.


Wenn der Baum in die Jahre kommt.


Der Verjüngungsschnitt


Wird ein Obstbaum alt, so kann es sein, dass der Ertrag merklich nachlässt. Insbesondere wenn die Pflanze nicht regelmäßig geschnitten wurde. Die Krone ist im Laufe der Jahre immer dichter geworden, so dass viele Früchte im Schatten heranreifen müssen. Ebenso ist oft zu beobachten, dass diese alten knorrigen Bäume übervoll mit sehr kleinen und wenig ansprechenden Früchten behangen sind.


Hier ist ein so genannter Verjüngungsschnitt angebracht. Dieser Schnitt wird nach alter Väter Sitte zum Ende des Winters ausgeführt. Er kann an jeder Kernobst-Art vollzogen werden.


Das Ausführen dieses Winterschnittes ist eine Fleißarbeit und wird mit viel Geduld und Gespür für den jeweiligen Einzelbaum getan. Hierbei ist in der Regel die Bildung einer Rundkrone das Ziel. Drei bis vier Leitäste sollten gleichmäßig um den Stamm verteilt sein und dürfen nicht zu steil stehen. Beginnend mit den Tot-Ästen schneidet man dann diejenigen dicken Äste an der Basis ab, welche nur noch wenig Ertrag erwarten lassen oder zukünftige Trage-Äste schattieren. Dickere Äste sollten möglichst immer ganz entfernt werden, da an den Enden der angeschnittenen Äste wildes Wachstum entstehen wird. Ist das zukünftige Leitgerüst erkennbar, werden die verbliebenen Äste von allen Trieben befreit, die zu steil stehen, an günstig gewachsenen Trieben scheuern oder in die Krone hinein wachsen. Hierbei schneidet man an der Basis des Triebes, direkt am Astring (Abb. 11 ) oder lenkt möglichst wieder auf günstige Nebentriebe ab. (Abb. 7).


Grundsätzliches


Die reichste Blüten- und Fruchtbildung erfolgt beim Apfel, dem am häufigsten behandelten Obstgehölz, an zweijährigen Trieben. Ältere Äste sind nur als Gerüst für den inneren Kronenaufbau von Bedeutung.


An den Frucht-Ästen alter Bäume befindet sich viel so genanntes Quirlholz, auch als Fruchtspieße bezeichnet, welches aber nur minderwertige Früchte bildet. Solche Frucht-Äste leitet man auf jüngere nach außen wachsende, Neutriebe ab. (Abb. 9)



Abb. 9 Altes Fruchtholz, Quirlholz


Abb. 10 zeigt einen vierjährigen Fruchttrieb, der durch den gebildeten Fruchtbehang herab gebogen wurde. Daran neu wachsende Äste gelangen in die Waagerechte, wodurch die Anlage von Blütenknospen gefördert wird. Wenn regelmäßig das alte Fruchtholz abgeschnitten wird, erreicht man so eine ständige Erneuerung, eine Rotation des Fruchtholzes. Die Zahlen zeigen den Schnittansatz in den Folgejahren:



Abb. 10 Rotation des Fruchtholzes


Bei Regen und Frost wird nicht geschnitten!


Was viele leider vergessen: wer im Winter schneidet muss im Juni nochmals ran!


Egal wie geschickt man den Baum geschnitten hat, er wir versuchen das entnommene Holz in gleicher Masse nachzubilden. Daher auch der Begriff Verjüngungsschnitt. Dabei entstehen als junges Holz die so genannten Wasserreiser. Damit aus dem geschnittenen Baum kein Besen wird, ist das Ausbrechen dieser jungen Triebe im noch grünen, unverholzten Zustand empfehlenswert. Wird dieser Termin verpasst, müssen die Triebe mit einer scharfen Schere geschnitten werden. Auch der Johannistrieb sollte entsprechend behandelt werden. Nur günstig wachsende Triebe werden zum Neuaufbau der verjüngten Krone belassen. Da ein so behandelter Baum weniger Blattwerk zu versorgen hat, kann mehr Kraft in die bald wieder ansetzenden Früchte gelangen. Die Fruchtqualität lässt sich so verbessern und das Alter der Pflanze verlängern.


Häufig wird der Baumschnitt überbewertet. Nur in der Erziehungsphase des Jungbaumes, beim Spalierobst und in der Intensivkultur (Obstproduktion) ist der regelmäßige Schnitt unerlässlich. Ansonsten gilt die einfache Regel:


Wer viel schneidet erntet viel Holz!


Abschließend ein paar Worte zur praktischen Durchführung der Schnittmaßnahmen.


Werkzeug


Das für den Schnitt verwendete Werkzeug sollte sauber und gut geschärft sein. Unsaubere Schnitte werden mit einer scharfen Schere oder Hippe nachgeschnitten. Ambossscheren eignen sich aufgrund der Quetschgefahr nicht für den Obstbaumschnitt. Scharfes Werkzeug erleichtert die Arbeit ungemein! Nach dem Entnehmen erkrankter Äste, wird das Gerät mit Spiritus gereinigt.


Und: Man überlege sich gut, wem man sein Werkzeug ausleiht!


Schnitttechnik bei dicken Ästen


Wer einen alten Baum verjüngen will, kommt nicht umhin, dicke Äste abzusägen. Das ist anstrengend, nicht zuletzt weil man doppelt sägen muss. Zunächst macht man einen kleinen Anschnitt, ca. 20 cm über dem Astansatz an der Unterseite des zu entnehmenden Astes, dann sägt man von oben durch. Das Gewicht des Astes führt häufig zu einem Brechen und Reißen des Holzes und der Rinde. Um Schäden am Stamm zu vermeiden wurde der Ast zunächst gestummelt. Dieser Zapfen oder Stummel wird beim 2. Schnitt an dem kleinen Rindenwulst dem Astring abgesägt, welcher den Ast an der Basis umschließt (Abb. 11a + b). Dabei ist darauf zu achten, dass der Schnitt glatt und schräg von oben nach unten geführt wird, damit das Regenwasser gut ablaufen kann. Dies gilt auch beim Schnitt dünner Äste!



Abb. 11a Astring Abb. 11b Schnittführung im Astring


Einzige Ausnahme sind die Süßkirschen. Hier wird der Stummel solange belassen bis er ganz trocken ist und erst dann so scharf geschnitten, dass der neue Schnitt nicht mehr in das lebende Holz geführt wird. So wird der gefürchtete Gummifluss bei Süßkirsche vermieden.


Die Schnittstellen werden ab einer Größe von ca. 3 cm mit einem Wundverschlussmittel abgedeckt.


Veränderung der Baumform


Will man aus einem Buschbaum nach einigen Jahren einen Halbstamm oder aus einem Halbstamm einen Hochstamm bilden, so ist dieses bei geeigneter Veredelungsunterlage ohne weiteres durch das saubere und scharfe Abschneiden der unteren Äste im Winterschnitt möglich. Dabei sollte den Mitteltrieb nicht angeschnitten werden um das Höhenwachstum anzuregen. Das Ausgleichwachstum des so beschnittenen Baumes reguliert man wieder durch Sommerschnittmaßnahmen.

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